liebste lara,
????? umschwirrten mich wie bei dir die amoretten, ich war drauf und dran to observate
ovid, but he escapes to exile, jetzt ist er skelettiert.
wo ist ovid? irgendwo in merseburg, sagt das hirn, aber du rietst mir, was ich nicht
kenn, zu googeln.
ich kenn nicht viel, du sagtest: guck mal kurz dumm, und ich tat dir den gefallen,
musste mich nicht mal anstrengen dafür, denn
mein dickschädel brummt in vibration, auf der suche nach zusammenhang, verlier
mich im detail, bin wohl scheinbar in den schwindel geraten, venus vertigo, in deinem
amorettenglossar zwischen ursprung und versuchung gelistet, das a und o, a wie
anemone, o wie highscore, du schießt die venus ab, dank hotspot, aber von anfang
an
laras bio: *1990, zuletzt gesehen: online, liebste tiere: lovey doveys. liebstes
sternzeichen: große bärin, liebste farbe: miami blue, liebste serie: miami vice, liebste
frisur: long bob mit strähnen, liebstes wetter: nebel, liebstes essen: ciniminis.
xse das profil pop-up in scherben, tippe stattdessen: was zu mater lachrymarum?
aha mutter der tränen, teil der dreifaltigen mutterschmerzen, entsprechung der drei
moiren oder grazien?, klingt wie reboot, ist aber mythos, dank ovid im background,
als offizielle chimäre von de quincey geboren, im versuch antikes umzuswitchen,
so weit so gut for ever, wie text im diorama, urgestein, selbst wenn ovid online grad
noch „geschichte geschrieben“ tippt. wikipedia nennt ihn ehrlich tot, trotz der
fingerübungen im bermuda dreieck, vorsicht: ist ein scam im 1×1. die erste ur-vr.
mythos überführt in signalen.
ich notiere: es bleiben noch fragen.
daher – ins ufk leipzig, leg mich zur bewusstseinserweiterung in den tunnel of love,
a.k.a röntgengerät, um to die oder to do, zeig ihr mein hirn, das anschwillt, wenn ich
an perseverance denk, morse ihm ▄ ▄ ▄ ▄▄▄ ▄▄▄ ▄▄▄ ▄ ▄ ▄ in 3d, damit es auch
die aliens verstehen, vom hier ins hirn in dreieinhalb mio jahren,
doch kein kontakt, das all als blackbox, unweit von disneyland, verteidigt ihr recht auf
sprachlosigkeit, ich denk, die figurine ist nicht aufzuknacken, ich denk, ich denk zu
viel, so fühlt sich also arbeit an, ich denk, besser ist, to do nix, mal nicht ständig
nachgoogeln, einfach ein und ausatmen, das all all sein lassen,
inzwischen: habe hohe hoffnungslosigkeit jemals etwas zu verstehen, nehme mir vor
selbst zu raten, daher
fixiere und visualisiere theorien über amoretten in netzen auf einer murder map: #
etwas erfinden und weiterspinnen # to delete the end –
1. Ovid Sappho Miami Vice Nini → Mythos → derbes voodoo →
denkmalschutzregeln vergessen
2. Gen-Sequenzierung, Digitalisierung, kambrische Explosion, hallucigenia, vom
Affen zum Mensch, vom Indianerland zum Casino, Wasser zu Wellen, Wind
zum Hurrikan, Korallen zu Korallenbleiche → Input – Output → Einsen und
Nullen Metamorphosen-Werdung
lara schreibt im trailerloop: süßer tick ist suche nach zusammenhang und umkreist
die metamorphosen in den maters, der pia, der dura und der, wie hieß sie noch?, der
andern, warnt, wenn sie weiter so morphen, dann mycel, zeigt auf stellen, „hier drin
ist einfalt“, und „längst überhitzt“, wie ein puzzle im kopf, holt das handy, macht ein
pic: schick, denk ich, und: es flimmert als wolle alles gerechnet und besprochen
werden,
ich tipp: aha? als antwort (das peinliche darf nicht ausgelassen werden)
lara schreibt: zum anleiten: müsste erst mal die splitter aus der sprache stückeln, um
antworten zu können. und: du gräbst so kommst du weiter.
okay, sag ich, lad ich mir und brösel am abend alles heimliche in schummrigkeit,
doch drück ich delete, blinkt error – o-ton: bald hat mich die dichtung ganz eingelullt
währenddessen: rüter rafft das hirn mit wischbewegungen, hackt sich hinein und
wieder hinaus, edit mich sanft, fühlt sich gut an, trotz hard to get, allein es reichte
eine kleine berührung, da blühte ich, fast wie fototapete im donutshop und kaufte per
klick komplexe
– ojemine!
ich denk: puh! und: wie nennt man denn nun, dingsbums?
und google, was sich tümmelt (längst angefixt, 47 tags geladen, wende wikipedia im
vollbildmodus, höre das trara des computers): tippe: frozen iguana shower? tippe:
51° 31´ 37´´ N, 12° 13´ 45´´ E? tippe: nini renoir bild? tippe: filiation? tippe: wer sagte:
fly 19 flew off to mars? tippe: ovid für dummies. tippe: tipps to understand. tippe:
CRISPR oder dna-dings? tippe: unaussprechliches und tappe tabs weiter, denk:
wer im trüben fischt, der killt viele delfine für eine undine
lara, bist du noch da? meldet sich nicht mehr, message aufm anrufbeantworter: willst
du mein partner in crime sein?
glaub ich bin grad aus der zeile gerutscht, bin beim googeln verschwunden → sehe
auf stockfotos skelettdickichte: du lümmelst am beach, diana chillt am pool, ich denk:
gott, seid ihr cool. mache fremdkörperliche moves, um den kurs zu drehen, und werd
dennoch fortgeschickt, ohne hall, huste ins textkontinuum, – tschuldigung
kämpfe noch mit nachbeben und herzschmerz, integriere den satz: idylle ist so
ignorant in meinen wortschatz, frag nicht mehr nach stil, nur noch nach butterfly-
lifestyle, am besten miami blue, am besten koons ballons im slow motion loop, der
rest überklebt mit hochglanzprints, hauptsache irisierende nesseltiere, hauptsache
antik mit rosé shine, hauptsache pappparadiesische pastellpaläste im glitch nebel,
von ki kolossal hochskaliert.
liebste lara, hättest du´s anders gelesen, schriebst im mailer: du musst es selbst
wiederfinden, gelangte nur leider in den spamordner, zusammen mit dem anderen
tand. ich kontrollierte mein fangnetz auf funklöcher.
fand stattdessen: den mythos. schwappte im stream über meine scherbe, versuchte
mit enter zu entziffern, schlug fehl, sodass ich selbst zeichen ritzte, scheißschwer,
schrieb neue drauf, klang metallisch, beim wiederholen von wörtern, die mir nicht
gehören, sorry dafür – ja, aber,
was nun? ausdenken hat grenzen
verlässt mich nun der mut, abserviert von amoretten? schnell zoom ich raus, mach
sie kleiner, katapultier sie fort in leere schwarze weite, sag byebye – hüll mich zu
guter letzt in schweigen
Dennis Brock
Lara (Rüter) ist die Autorin des Gedichtbands „amorette in netzen“, des Ausgangspunkt des vorliegenden Textes