Die Gegenwartslyrik ist polyglott: Dichterinnen und Dichter schreiben aus diversen Sprachhintergründen, viele arbeiten mehrsprachig. Internationale Kollaborationen, gerade innerhalb Europas, blühen, was sich auch in gemeinsamen Publikationen wie der Anthologie Grand Tour. Reisen durch die junge Lyrik Europas niederschlägt. Dichtung aus anderen Sprachen wird in großer Zahl übersetzt, rezipiert und ausgezeichnet. Zugleich erweitert sich Poesie medial: Sie wird performativ und in digitalen Formaten, Journalen, Chap-Books oder auf Flyern, T-Shirts und Hauswänden präsentiert.
Wie reagiert die Lyrikkritik auf diese vielsprachig-pluralen und multimedialen Dimensionen der zeitgenössischen Poesie? Muss sie selbst internationaler werden und einem hiesigen Publikum lyrische Aktualität aus anderen Regionen verstärkt nahebringen? Welche neuen lyrikkritischen Formate können die Sache der Dichtung stärker in die Öffentlichkeit tragen, von Tweets bis zu Pecha Kuchas? Wie sieht es überhaupt in anderen Ländern und Sprachräumen mit der Lyrikkritik aus. Und wie können unterschiedliche Szenen der Lyrik und ihrer Kritik, wie die in Großbritannien und die im deutschsprachigen Raum, voneinander lernen?
Über diese Fragen und europäische Perspektiven der Lyrikkritik diskutierten Jan Wagner, Sarah Howe und Christian Metz. Die Online-Diskussion wurde gerahmt von ausgewählten Highlights der Pecha Kuchas zur Lyrikkritik aus den ersten zwei Jahren der Akademie für Lyrikkritik.