Zu einer erweiterten Lyrikkritik mag hin und wieder auch Kontextualisierung in größere Zusammenhänge gehören. Die drei folgenden Texte befassen sich mit Fragen, die die Lyrik zum Teil unmittelbar angehen, zum Teil nur peripher, aber wesentlich Diskurse betreffen, die alles andere als poetisch oder poetologisch sind. Und doch betrifft es die Poesie und werden diese Phänomene von der Poesie betroffen.
Im ersten Text Über zweifelhafte Strategien bei der Verteidigung der Lyrik geht es unmittelbar um die Verteidigungs- oder auch Rechtfertigungsstrategien der Lyriker und Lyrikerinnen oder auch ihrer KritikerInnen, wie sie immer wieder in Interviews und Medien auftauchen.
Der zweite Text Gegen Polarisierung, für gute Lyrik – Text aus aktuellem Anlass (Rammstein etc) ist eine leicht gereizte Rede gegen die Reizbarkeit, zunächst angesichts der Diskussionen um Rammstein, dann aber überhaupt gegen polarisierte und maßlose Debatten, wie sie zunehmend im Netz zu finden sind und extremen Haltungen Vorschub leisten. Nicht unwichtig mag dabei sein, dass die Texte Rammsteins nicht nur einem veralteten Frauenbild anhängen, sondern auch einem verramschenden Bild deutscher Romantik.
Im dritten Text, den es nur mündlich gibt und der noch der schriftlichen Überarbeitung obliegt, geht es auf den ersten Blick am wenigsten um Poesie. Er wurde im Rahmen eines von Melanie Katz und Asmus Trautsch (Leiter AfL) ins Leben gerufenen kleinen Symposiums oder Festivals im Brechthaus zur Fragen der Klage und Klagedichtung gehalten. Zu Gericht sitzen – ein anarchistisches Potpourri zu Magen und Klagen behandelt Fragen nach dem Zusammenhang von juristischer Klage und Verdauung. Doch auch in diesem Text öffnet allein die Poesie hin auf die Lichtung jenseits staatlicher Gewalt und Nötigung durch den eigenen Körper.