Der heutige Kritiker und die heutige Kritikerin sind nicht länger die kanonformende Autorität, die er oder sie in früheren Zeiten durchaus sein konnten. Die Feuilletons verlieren an Einfluss und Gewicht, Filterblasen schaffen sich ihre eigenen, fast undurchdringlichen Räume. Dort tummeln sich sowohl avancierte Kritiken wie wildes Amateurtum. Ein letztes Refugium der Kritik scheint der Rundfunk zu sein. Im zurückliegenden Workshop mit Daniela Strigl ging es zum einen um die Frage, für wen und wie Kritik noch Vermittlung betreibt in dieser neuen Gemengelage der Interessen, und zum anderen, welchen Anforderungen sich zum Beispiel ein Radiofeature unterziehen sollte. Gehorcht es nur noch dem eigenen Willen zur Präzision? Oder kommt es den imaginierten Bedürfnissen eines Quotenhörers entgegen? Diese Fragen wurden auch beispielhaft an Rezensionen der TeilnehmerInnen zu einem Gedichtband von Friederike Mayröcker („Scardanelli“) und an den 13 Thesen zur Aufgabe des Kritikers von Walter Benjamin diskutiert (siehe auch Grund und Aussicht 3 und die Pecha Kuchas vom 13.12.)
Lyrische Kritik der Lyrikkritik (mit Zeichnungen von Nikolai Estis)
Das Gedicht sagt ja
Nelli Hölder lebt mit Scardalin
geländer haben : für 1 lange letzte sekunde, in der wir uns zusehen können
Er kommt hüpfend über die Berge
Liebe in Archiven
Der Spieler