Offene Akademie: Slata Roschal, Alexander Estis, Selene Mariani, Konstantin Ames, Nora Zapf, Eva Müller

Lyrikkritik dokumentiert hier eine Sammlung von Texten, die unter der Ägide von Slata Roschal in der FAZ und in der Zeitschrift „manuskripte“ (in Zusammenarbeit mit den „other writers“) publiziert wurden. Wir danken Slata Roschal und allen Beteiligten für ihre Zustimmung. Die Texte:

Selene Mariani:  Aber ich hatte ja die Nominierung – Über eine Autorinnenkarriere und die Abhängigkeit von Wettbewerbsformaten

Alexander Estis: RESIDENCE EVIL – Über Stipendien, Preise und Anträge im Literaturbetrieb

Eva Müller: Mother in Residency (Bio und Datei in die Seite integriert) – oder hier direkt zum Comic: Mother in Residency

Slata Roschal: Aber es geht doch um Literatur! – Aber lassen Sie uns über Geld reden

Konstantin Ames: „Ein paar Grobheiten“ – Die mir widerfuhren, und deretwegen ich solche farbigen Worte wie „Abgefucktheit“ verwende oder das Bild der auf die Terrazza kotenden Möwe

Nora Zapf: Abende, Reisen

 

Vorwort von Slata Roschal

In den letzten Jahren dachte ich ständig daran, irgendwas zu „Macht und Konkurrenz im Literaturbetrieb“ zu schreiben. Ich wusste, dass das Thema den Alltag aller meiner Kollegen prägt, aber kaum in der Öffentlichkeit ausgetragen wird, auch mit Scham und Unsicherheit verbunden ist – erweise ich mich etwa als undankbar, gierig, liegen die Probleme des Literaturbetriebes vielleicht nur an mir und meiner unzureichenden Kompetenz, kann ich mir Kritik denn überhaupt leisten? Im Juni gaben Svenja Reiner und Son Lewandowski von Insert Female Artist einen Podcast bei 54books heraus, in dem Cécil Joyce Röski und ich über verstörende Erfahrungen mit Literaturpreisen und -stipendien sprachen (https://54books.podigee.io/7-temporar-prekar-der-literaturpolitik-podcast-wettlesen-literaturpreisgeben-konkurrenz-folge-03).

Dieses Gespräch entwickelte sich zu einer Textreihe weiter, die am 9. September in der FAZ online erschien; insgesamt fünf Autoren erzählen dort von abstrusen Honorarverhandlungen mit öffentlichen Institutionen, familienfeindlichen Residenzen, kritisieren Wettbewerbslesungen und sprechen offen über die finanzielle Abhängigkeit von Juryentscheiden und Nominierungen.

Gleichzeitig durfte ich zudem eine Textreihe der Other Writers (https://other-writers.de/) für die Grazer Zeitschrift manuskripte betreuen, die am 3. Oktober herauskam; ein Auszug daraus erschien ebenfalls in der FAZ. Als ich an der Vorbereitung saß, dachte ich an meinen ersten Literaturpreis vor fünf Jahren, den von Mecklenburg-Vorpommern. Nach der Lesung gingen alle ins Restaurant und die damalige Direktorin des Künstlerhauses Lukas in Ahrenshoop – zum Preis gehörte ein Residenzaufenthalt – trat an mich heran. Ich sagte ihr, dass ich den einen Monat gerne teilen würde, also zwei Mal für jeweils zwei Wochen anreisen, da ich ein kleines Kind habe. Die Direktorin zeigte sich nicht begeistert, deshalb fügte ich hinzu: So hat es ja auch die Preisträgerin im letzten Jahr gemacht. Na sie hat ja auch drei Kinder, sagte die Direktorin.

Mittlerweile findet sich auf der Seite der „other writers“ eine Übersicht mit Residenzstipendien (Ahrenshoop gehört zu den Orten, an denen „Familien unerwünscht“ sind), und mittlerweile kann ich mich an viele kuriose Situationen dieser Art erinnern. Deshalb beschloss ich, als Thema dieser Reihe zu formulieren: Gab es Situationen während eurer literarischen Laufbahn, in denen ihr als AutorInnen mit Kind(ern) ganz konkret als unerwünscht wahrgenommen, ignoriert oder ausgeschlossen wurdet? Hat euch mal etwas so richtig wütend gemacht?

 

Herausgekommen sind in beiden Fällen –– vielen Dank an alle uns unterstützenden Redaktionen! – wunderbare Texte von Konstantin Ames, Alexander Estis, Selene Mariani, Nora Zapf und sogar ein Comic von Eva Müller. Schreibt uns per Facebook, Insta oder E-Mail (mail@slataroschal.de), diskutiert mit uns und anderen in den Kommentarspalten, wir möchten Eure Meinungen hören und zusammen etwas bewirken!